»Ich verbiete Dir...«
Da werden Eltern und Kinder des Montessori Kindergartens Gauting aufgefordert,
Verbote niederzuschreiben und sie in einem mit Mehl gefüllten Behälter
mitzubringen.
Diese Behälter werden von einem Mann im blauen Arbeitsanzug mit Blinkherz
in einem sauber ausgefegten Kreis aufgestellt. Dieser Mann ruft zu den elementaren
Sinneserfahrungen Verbote aus, leert jeden Behälter dazu aus und fällt
dann zugeschnürt und durch Kopfhörer und Brille von der Welt abgetrennt
wie tot in den Mehlhaufen. Danach steht er auf, kehrt die Verbote um und alle
bekommen von ihm einen Mehlpunkt.
Da hat sich auch mir zunächst die Frage gestellt? Was soll das?
Ja, - was soll das?
Es beginnt mit der Überlegung - welche Verbote teile ich aus –
welche Verbote erteile ich meinem Kind – welche mir selbst – welche
Verbote sind sinnvoll – welche vollkommen überflüssig –
sind Verbote überhaupt sinnvoll? Dann die Frage, was haben Verbote mit
Mehl zu tun? Was passiert mit diesem Mehl. In der Performance beobachte ich
– wie ein Mensch durch Verbote bis zur Existenzvernichtung reduziert
werden kann.
In der Performance fällt Robert Kessler ausgelöscht durch die Reduzierung
wie tot ins Mehl. Im Leben gibt es viele andere Möglichkeiten sich tot
zu stellen.
In einer Zeit in der es für viele Menschen anscheinend normal ist, nur
das zu sagen, was gefällig ist – dort wegzuhören wo eine eigene
Stellungnahme dringend notwendig wäre und die eigenen Bewegungen auf
ein Minimum zu reduzieren, sind Veranstaltungen dieser Art für mich eine
Aufforderung meinen Standpunkt und meine Beweglichkeit zu überprüfen.
Zum Schluss gibt es in der Performance noch etwas, was das Leben und das Miteinander
so wertvoll macht. Berührt werden und sich berühren lassen.
Mein Klecks auf meine Uhr.
Dazu fällt mir ein, dass ich dann (besonders unsinnige) Verbote erteile,
wenn ich der Zeit hinterher hetze und nicht bei mir bin. Dafür war das
Mehl als gut.
Martina Wolf, eine Teilnehmerin